Mutterschaft auf Eis gelegt: Garantie für ein Kind?
„Die Reproduktionsmedizin kann immer mehr – und so muss auch immer wieder neu verhandelt werden, was erlaubt ist und was nicht. Das ist gut so. Im Sinne einer umfassenden Information für die Frauen ist es allerdings wichtig, parallel dazu eine unabhängige und langfristige Technikfolgenabschätzung durchzuführen", sagt Mag. Martina Kronthaler, Generalsekretärin von aktion leben österreich.
Ein teurer und unsicherer Weg zum Kind
In der aktuellen Debatte um Social Egg Freezing vermissen wir den Aspekt der gesundheitlichen Belastungen und Risiken, die mit der Hormonstimulation, Eizellpunktion und der danach notwendigen In-vitro-Fertilisation einhergehen. Spätere Schwangerschaften bergen für die Frauen, aber auch für die Kinder Risiken. „Mit Social Egg Freezing ist viel Geld zu verdienen, aber es ist der unsicherste Weg zu einem Kind“, fasst Martina Kronthaler zusammen.
Sollte Social Egg Freezing eingeführt werden, muss parallel dazu auch eine Evaluierung durchgeführt werden, der Interessentinnen ermöglicht, sich ein realistisches Bild zu machen. Dem Konsumentenschutz ist Priorität einzuräumen.
Sorgen junger Menschen ernst nehmen
aktion leben versteht den Wunsch nach einem Kind. „Wir fordern die Regierenden einmal mehr dazu auf, die Sorgen und Probleme der jungen Menschen ernst zu nehmen und alles dafür zu tun, damit Frauen in ihren fruchtbaren Jahren Kinder bekommen können“, erklärt Kronthaler
Aufruf zu Begleitforschung und Kinderschutz-Konzept
Frauen stehen Transparenz und Risikoanalysen zu für ihre Entscheidungen hinsichtlich medizinisch unterstützter Fortpflanzung. Diese wurde bis jetzt vernachlässigt.
„Wir erinnern an die Debatte, ob die Eizellspende eingeführt werden soll. Dies ist dann 2014 geschehen. Ob die Bedenken von damals berechtigt waren und es dadurch zu Früh- und Fehlgeburten sowie schwierigen Schwangerschaftsverläufen kam, ist nicht nachvollziehbar. Die mit der Eizellspende eingeführte Statistik nach § 21 FMedG ist eine reine Summenzählung, über das Outcome der Kinder und die Schwangerschaftsverläufe verrät sie nichts. So ist es nicht möglich, Probleme nachzuverfolgen“, erläutert Kronthaler, und sie sagt weiter: „Wir fordern daher auch in der Fortpflanzungs-Medizin ein Kinderschutz-Konzept und das Einhalten der Kinderrechte.“
aktion leben österreich fordert daher:
- Social Egg Freezing: Frauen, die Social Egg Freezing erwägen, sollen Kosten, Risiken und möglichen Erfolg gegenüberstellen können. Daher sind diese Parameter von den Anbieter:innen verpflichtend transparent darzustellen. Es muss darauf geachtet werden, dass Werbung kein unrealistisches Bild erzeugt und damit Druck auf Frauen macht. Bei der Reproduktion geht es um einen zentralen Lebensbereich, der nicht Marktmechanismen überlassen werden kann. Eine Altersgrenze wäre jedenfalls vorzusehen.
- Erfolge, aber auch Misserfolge der Reproduktionsmedizin müssen dokumentiert und diese Informationen zugänglich gemacht werden. Auch eine Begleitforschung, die längerfristige Auswirkungen aufzeigt, soll initiiert werden.
- Outcome-Transparenz: Entscheidend ist zu erfahren, wie es den Frauen und Kindern geht, wie viele Behandlungsabbrüche oder Krankenhausaufenthalte es gab und welche gesundheitlichen Auswirkungen die Techniken hatten.
- Unabhängige Beratung: Menschen mit Kinderwunsch sollen sich unabhängig von Anbieter:innen informieren können und die Möglichkeit bekommen, sich mit ihren Fragen dazu und den Grenzen, die sie selber ziehen wollen, auseinandersetzen können. Diese Beratung muss ebenso wie die reproduktionsmedizinischen Maßnahmen selbst gefördert werden.